Hintergrund und Ziel der Studie
Der Kampf gegen den globalen Klimawandel durch Reduktion der anthropogenen CO2-Emissionen weltweit ist eine der wichtigsten Aufgaben in der heutigen Zeit. Im Rahmen des Pariser Klimaabkommen von 2015 hat sich nahezu die gesamte internationale Staatenge-meinschaft gemeinschaftlich dazu verpflichtet die globale Erwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius zu beschränken. Im Rahmen dieses Abkommens haben die beteiligten Staaten sich darauf geeinigt geeignete Maßnahmen in den einzelnen Sektoren zu ergreifen, um die Treibhausgasemissionen zu senken und somit einen maximalen Emissionsoutput nicht zu übersteigen.
Mit der Verabschiedung des Klimaschutzgesetzes hat sich Deutschland die Aufgabe gesetzt die Klimaneutralität im Jahr 2045 zu erreichen. De-facto heißt dies Netto-Null-Emissionen in 22 Jahren von heute angerechnet. Es ist unbestritten, dass ein Großteil der CO2-Einspa-rung hierbei über eine weitgehende Steigerung der Energieeffizienz und die systematische Umstellung auf erneuerbare Energien erzielt werden muss.
Hierbei ist es entscheidend alle Endverbrauchsanwendungen in den Sektoren auf erneuer-bare Energieträger umzustellen und somit die Transformation hin zur Klimaneutralität zu ermöglichen.
Die aktuelle Debatte zur Dekarbonisierung und der Transformation des Energiesystems er-scheint aber zumindest verkürzt, da zum Großteil lediglich über die Gewinnung und den Einsatz erneuerbaren Stroms gesprochen wird. Es wird vernachlässigt, dass Strom als End-energieträger lediglich einen Anteil von 20 Prozent am heutigen Endenergieverbrauch hat und hiervon zuletzt nur 44 Prozent als erneuerbar deklariert werden konnten. Betrachtet man sich den reinen Beitrag von PV- und Windstrom fällt deren Anteil an der Stromerzeu-gung auf 29 Prozent, da ein Großteil erneuerbaren Stroms aus der Verstromung von Bio-masse stammt und somit die Ausbaumöglichkeiten beschränkt sind. Der Anteil von Strom aus PV- und Windstrom liegt am Endenergieverbrauch liegt unter 6 Prozent.
Als Folge der selbstverordneten Klimaziele der Bundesregierung müssen spätestens 2045 alle gewonnenen und vor allem genutzten Energien in Deutschland aus erneuerbaren Ener-gien stammen. Aufgrund der heimisch begrenzten EE-Strompotenziale und der daraus ab-geleiteten Erkenntnis, dass auch zukünftig Energie aus Drittländern importiert werden muss, findet aktuell vermehrt ein Diskurs über die Form und die Verwendung von Energie-importen statt.
Bereits heute stellen Importe diverser Energieprodukte in fester, flüssiger oder gasförmiger Form das Rückgrat des deutschen Energiesystems dar. Dieses Rückgrat muss nun in knapp 20 Jahren von einer fossilen Basis auf eine regenerative umgestellt werden. Eine solche Um-stellung kann nur gelingen, wenn man verbraucherorientiert und anwendungsseitig an diese herangeht. Neben einer zunehmenden Nutzung von EE-Strom hat bereits der Klima-schutzplan 2050 aus dem Jahr 2016 auch auf synthetische Energieträger als eine Defossili-sierungsoption hingewiesen.
Zahlreiche Studien haben seitdem dieses Thema vertieft analysiert und sind zum Schluss gekommen, dass E-Fuels eine der notwendigen Bedingungen für die Erreichung der Ener-giewende und somit auch der Klimaneutralität im Jahr 2045 sind. Diese Notwendigkeit be-gründet sich in der Vielseitigkeit der Anforderungen an eine klimaneutrale Gesellschaft und eine wachsende Wirtschaft. Denn nur wenn Bezahlbarkeit, Versorgungssicherheit und Ak-zeptanz in der Bevölkerung gewährleistet sind, kann das Projekt Transformation des Ener-giesystems gelingen.
Innerhalb dieser Studie wird aufgezeigt, warum auch die flüssigen Energieträger im Ener-giesystem der Zukunft eine Rolle spielen werden und wie eine CO2-neutrale flüssige Ener-gieversorgung aussehen kann.
Mit Bezug auf die flüssigen grünen Moleküle als wichtigen Baustein bei der Energiewende soll die vorliegende Studie einen zusammenfassenden Überblick über folgende Fragen geben:
1. Welche Bedeutung kommt den flüssigen (heute noch mineralölbasierten) Energie-trägern in den internationalen Märkten und in Deutschland zu und warum?
2. Welche technischen Infrastrukturen und logistisch-organisatorischen Vorausset-zungen sichern heute bereits die breite Anwendung flüssiger Energieträger in den Sektoren?
3. Können diese Kapazitäten zukünftig für grüne Moleküle nutzbar gemacht werden?
4. Welche Herausforderungen und welche Lösungspotenziale bringen erneuerbare synthetische flüssige Energieträger mit sich?
5. Welche Schlussfolgerungen und Handlungsempfehlungen ergeben sich daraus?